Elektromobilität im Vergleich: Deutschland, Österreich, Schweiz
Die Elektromobilität nimmt in Europa weiter Fahrt auf. Doch wie steht Deutschland im Vergleich zu seinen Nachbarländern Österreich und Schweiz da? Ein genauer Blick auf Zulassungszahlen, Ladeinfrastruktur und Förderlandschaft zeigt, wo Deutschland im DACH-Raum punktet – und wo Nachholbedarf besteht.
Elektroautos: Zulassungen und Bestand in Deutschland, Österreich Schweiz
Die Entwicklung der Elektromobilität verläuft in jedem Land unterschiedlich. Während Deutschland als größter Automarkt im DACH-Raum gilt, zeigen die Schweiz und Österreich teils überraschende Dynamiken.
Besonders interessant: Die Akzeptanz von Elektroautos hängt nicht nur von Förderungen ab, sondern auch von gesellschaftlichen und politischen Faktoren.
Elektrifizierungsgrad im Personenverkehr
| Land | Anteil Neuzulassungen E-Fahrzeuge (2025)* | Davon reine E-Autos | Anteil E-Autos am Gesamtbestand | Förderungen für E-Autos |
|---|---|---|---|---|
| Deutschland | 27,5 % | 17,6 % | 3,3 % | Sonderabschreibung für Unternehmen |
| Österreich | 31 % | 21,5 % | 3,8 % | Keine |
| Schweiz | 30 % | 20 % | 4,2 % | Kantonale Prämien für Unternehmen |
*E-Fahrzeuge = reine E-Autos + Plug-in-Hybride. Stand: Juni 2025; Quellen: Bundesamt für Energie, KBA, Statistik Austria, Bundesverband für Elektromobilität Österreich
Die Zahlen zeigen: Österreich liegt bei den Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen leicht vorn, dicht gefolgt von der Schweiz.
Deutschland bleibt knapp dahinter. Betrachtet man jedoch den Anteil reiner E-Autos am Gesamtfahrzeugbestand, hat die Schweiz mit 4,2 % die Nase vorn – ein Zeichen für eine bereits etablierte Akzeptanz von Elektromobilität.
Förderungen und steuerliche Anreize: Unterschiede und Entwicklungen
Die Förderlandschaft für Elektroautos hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Während Deutschland und Österreich bis vor Kurzem noch hohe Kaufprämien für Privatpersonen boten, sind diese inzwischen ausgelaufen. In der Schweiz waren solche Prämien ohnehin kantonal geregelt und meist auf Unternehmen beschränkt.
- Deutschland: Der Umweltbonus für Privatpersonen endete bereits im Dezember 2023. Aktuell profitieren Unternehmen von steuerlichen Vorteilen und Sonderabschreibungen beim Kauf von E-Fahrzeugen.
- Schweiz: Förderungen und Steuervergünstigungen sind kantonal geregelt. Einige Kantone bieten vollständige Steuerbefreiungen, andere nur Teilvergünstigungen. Kaufprämien richten sich ausschließlich an Unternehmen.
- Österreich: Der E-Mobilitätsbonus für Privatpersonen lief im Februar 2025 aus. Neues Programm eMove Austria legt Fokus auf Infrastrukturförderung und der Elektrifizierung des Schwerverkehrs.
Nach dem Auslaufen der Kaufprämien zeigt sich: Während in Deutschland die Neuzulassungen von E-Autos spürbar zurückgingen, blieben die Absatzzahlen in der Schweiz und Österreich stabil. Das deutet auf eine bereits höhere Akzeptanz und Marktreife hin.
Ladeinfrastruktur: Größe und Dichte in Deutschland, Österreich, Schweiz
Eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur ist ein zentraler Erfolgsfaktor für die Elektromobilität. Hier gibt es im DACH-Raum deutliche Unterschiede – sowohl bei der Quantität als auch bei der Qualität der Ladepunkte.
Beschaffenheit der öffentlichen Ladenetze
| Kennzahl | Deutschland | Österreich | Schweiz |
|---|---|---|---|
| Öffentliche Ladepunkte | 169.082 | 31.651 | 18.624 |
| Schnellladepunkte (DC) | 39.632 | 6.330 | 3.260 |
| Anteil Schnellladepunkte | 23 % | 20 % | 18 % |
| Ladepunkte pro 100.000 Einwohner | 200 | 348 | 209 |
| E-Autos pro Ladepunkt | 9,6 | 6,3 | 10,8 |
| Ladeleistung insgesamt | 6,6 GW | 1,4 GW | 0,7 GW |
| Durchschnittliche Ladeleistung | 39 kW | 44 kW | 37,6 kW |
Stand: Juni 2025; Quellen: Bundesamt für Energie, KBA, Statistik Austria, Bundesnetzagentur, Bundesverband für Elektromobilität Österreich
Deutschland ist bei der absoluten Zahl der Ladepunkte führend, doch bei der Ladepunktdichte pro Einwohner setzt Österreich die Benchmark.
Hinsichtlich des Ausbaus von Schnellladeinfrastruktur ist festzustellen, dass der Anteil an DC-Ladestationen in Deutschland am höchsten ist (23 %).
Die Schweiz punktet mit einer hohen Dichte an Ladepunkten, hat aber beim Verhältnis von E-Autos zu Ladepunkten und beim Ausbau der Schnellladeinfrastruktur noch Nachholbedarf.
In allen drei Ländern verlagern sich die Förderungen zunehmend auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Elektrifizierung des Schwerverkehrs.
Während Förderungen für Ladeinfrastruktur in Deutschland und der Schweiz vorwiegend auf Bundesland- bzw. kantonaler Ebene organisiert sind, schafft Österreich mit dem neuen nationalen Förderprogramm eMove Austria und einem Budget von 500 Millionen eine klare Strategie für die Zukunft der Elektromobilität.
Top 3 Unterschiede:
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Schlusslicht Deutschland
Deutschland ist beim Vergleich wichtiger Kennzahlen zur Elektromobilität im Vergleich zu Österreich und der Schweiz Schlusslicht. Das trifft sowohl auf die Marktdurchdringung von Elektroautos als auch auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu.
Während Österreich bei der durchschnittlichen Ladeleistung als auch bei der Ladepunktdichte pro Einwohner und pro E-Auto vorne liegt, zeigt die Schweiz die höchste Marktdurchdringung bei reinen E-Autos.
Ein besonders wichtiger Aspekt für die Diskussion in Deutschland ist die Entwicklung nach dem Auslaufen der staatlichen Kaufprämien für Elektroautos. Während der sogenannte Umweltbonus für Privatpersonen in Deutschland bereits Ende 2023 vorzeitig beendet wurde, zeigte sich schnell ein deutlicher Effekt:
Die Neuzulassungen von Elektroautos gingen spürbar zurück und haben sich seitdem nur langsam erholt. Viele potenzielle Käuferinnen und Käufer zögern, da die finanzielle Unterstützung fehlt und Unsicherheit über zukünftige Fördermaßnahmen herrscht.
Akzeptanz in Österreich und Schweiz höher
Im Gegensatz dazu blieb der Markt in der Schweiz und in Österreich nach dem Ende der Kaufprämien weitgehend stabil. Die Absatzzahlen für E-Autos verharrten dort auf hohem Niveau, was zeigt, dass die Akzeptanz für Elektromobilität in diesen Ländern bereits stärker ausgeprägt ist.
Hier spielen neben einer besseren Ladeinfrastruktur und günstigeren politischen Rahmenbedingungen auch gesellschaftliche Faktoren eine Rolle, die den Umstieg auf E-Mobilität attraktiver machen.
Gerade für Deutschland ist das ein wichtiges Signal – und auch ein Weckruf. Als Land mit einer traditionsreichen und international bedeutenden Automobilindustrie hat Deutschland die Elektromobilität über viele Jahre hinweg auf politischer und wirtschaftlicher Ebene vernachlässigt.
Das aus wissenschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbare Festhalten an Wasserstoff sowie die Blockadehaltung der deutschen Regierung beim EU-weiten Verbrenner-Aus haben zu Unsicherheiten hinsichtlich der Erfolgschancen der Elektromobilität geführt.
Die starke Fokussierung auf den Verbrennungsmotor, zögerliche politische Entscheidungen und langanhaltende Unsicherheiten bei Förderprogrammen haben ebenfalls dazu geführt, dass die Marktdynamik deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Zusätzlich haben einflussreiche und gut vernetzte Lobbygruppen sowie eine regelrechte mediale Kampagne gegen E-Autos diese Entwicklung weiter verstärkt.
Im Gegensatz dazu ist Elektromobilität in Österreich und der Schweiz bereits seit Langem als integraler Bestandteil nationaler Nachhaltigkeitsstrategien anerkannt.
Erst in den letzten Jahren ist Deutschland ein Umdenken erkennbar, doch der Rückstand gegenüber Ländern wie der Schweiz und Österreich bleibt spürbar.
Was Deutschland von Österreich und Schweiz lernen kann
Die Erfahrungen aus den Alpenrepubliken zeigen, dass eine nachhaltige Marktentwicklung möglich ist, wenn Elektromobilität als gesellschaftliches Gesamtprojekt verstanden wird – und nicht nur als kurzfristig geförderte Technologie.
Für Deutschland bedeutet das: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die Rahmenbedingungen für Elektromobilität zu verbessern, die Ladeinfrastruktur konsequent auszubauen und die Alltagstauglichkeit weiter zu erhöhen. So kann der Markt auch ohne Kaufprämien wachsen und die Verkehrswende langfristig gelingen.
Die Politik in Deutschland steht in der Pflicht, jegliche Zweifel und Vorurteile gegenüber der Elektromobilität aus dem Weg zu räumen. Dazu gehört ein klares und langfristiges Commitment, das Elektromobilität als zukunftsfähige Technologie fest in der nationalen Strategie verankert.
Nur so kann das notwendige Vertrauen geschaffen werden, damit Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf von E-Autos auf langfristige Planungssicherheit und stabile Rahmenbedingungen bauen können.
Fazit
Insgesamt zeigt der Vergleich: Die Elektromobilität ist im DACH-Raum auf einem guten Weg, doch jedes Land hat seine eigenen Stärken und Herausforderungen. Wer von den Erfahrungen der Nachbarländer lernt, kann die Mobilitätswende schneller und nachhaltiger gestalten.
Für Deutschland bleibt der weitere Ausbau der Schnellladeinfrastruktur, eine starke Förderlandschaft und ein stärkeres Commitment ein wichtiger Schlüssel für die Akzeptanz und Alltagstauglichkeit der Elektromobilität.
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